Das ist eine bedeutsame Frage, weil Whey-Protein ein sehr wichtiges Eiweiß, wenn nicht sogar das Eiweiß schlechthin auf dem Markt der Nahrungsergänzungen, ist. Den Unterschied zu kennen hilft dir dabei, einschätzen zu können, ob ein Eiweißpulver deinen Erwartungen entspricht und insbesondere auch, deinen Geldbeutel zu schonen!
Ist doch alles Molke, oder?
Ja, ist es! Aber von vorne: Molke – oder auf englisch eben Whey – fällt zum Beispiel bei der Käseherstellung an. Wenn man so will als Abfallprodukt. Doch natürlich heißt das keinesfalls, dass sie kein wertvolles Nahrungsmittel wäre. Sie bleibt bei der Käserei eben übrig und darin ist viel wertvolles Protein enthalten. Filtriert man die Molke, enthält man das Molkenprotein, also Whey Protein. Nun gibt es aber verschiedene Methoden und Verfahren, wie man die Molke filtrieren kann. Diese haben einen signifikanten Einfluss auf die Hochwertigkeit, den Proteingehalt und letztlich auch den Preis des Whey Proteins, das man erhält.
Whey Protein Konzentrat
Die erste Stufe der Filtration ergibt das Molkenprotein-Konzentrat. Es hat in der Regel etwa 70 – 80 % Proteingehalt und meist noch etwa 4 bis 8 % an Kohlenhydraten. Letztere bestehen dabei hauptsächlich aus – unerwünschter – Laktose, hier müssen also vor allem Menschen mit einer Intoleranz etwas aufpassen. Da aber relativ viele Menschen bei hohem Laktosegehalt Verdauungsprobleme bekommen können, sind möglichst geringe Mengen natürlich anzustreben. Die Werte können je nach Verarbeitung stark schwanken, so gibt es durchaus bessere und schlechtere Konzentrate.
Whey Konzentrat ist die günstigste Form des Molkenproteins und wird daher bevorzugt in Eiweißpulvern verwendet. Und es spricht da auch nicht wirklich viel dagegen: Es ist eiweißreich, günstig und hat eine gute biologische Wertigkeit. Zudem wird Whey Protein vom Körper relativ schnell aufgenommen, wodurch es bevorzugt für den Eiweißshake nach dem Training verwendet wird, um die Aminosäuren schnell ins Blut (und natürlich die Muskeln) zu bekommen. Nur sollte man eben den obengenannten Gehalt an Kohlenhydraten im Auge zu behalten.
Doch ist Konzentrat eben noch lange nicht die Speerspitze der Molkenproteine, denn da wäre noch…
Whey Protein Isolat
Hierfür werden aufwändigere Filtrationsverfahren angewandt als beim Konzentrat, deren Bezeichnungen manche Hersteller gerne werbewirksam einsetzen. Das heißt dann zum Beispiel „ionengetauschtes“ oder „mikrofiltriertes“ Whey Protein Isolat. Es ist noch mal eine Ecke hochwertiger und reiner als das Molkenkonzentrat. So ist der Proteingehalt beim Whey Isolat höher und beträgt nicht selten um 90 % und zum Teil noch weit mehr. Außerdem ist es üblicherweise praktisch frei von Fett (in der Regel unter 1 %), hat nur sehr wenige Kohlenhydrate (meist unter 3 – 4 %) und ist damit auch fast laktosefrei.
Damit wird das Whey Isolat besser verträglich und wird vom Körper zudem noch schneller aufgenommen, als Konzentrat. Bei Bodybuildern ist reines Isolat daher oftmals die unangefochtene Nummer 1, wenn es um den Eiweißshake nach dem Krafttraining geht. Es schlägt aber natürlich auch deutlich mehr auf den Geldbeutel.
Aber: Nicht übers Ohr hauen lassen! Weil Whey Isolat so etwas wie der Cadillac unter den Eiweißpulvern ist, wird diese Bezeichnung auch ganz gerne von den Herstellern werbewirksam ausgeschlachtet. Reines Whey Isolat ist zwar schon noch vernünftig bezahlbar, aber eben doch deutlich teurer als Konzentrat. Daher mischen es manche Hersteller nur in geringen Mengen in ihre Produkte und preisen auf dem Etikett aber großspurig das Whey Isolat an. Dabei kann es durchaus sein, dass das Eiweißpulver nur zu 10 % aus Isolat, aber 90 % Konzentrat besteht. Und leider sind auch viele Hersteller keine großen Freunde von Transparenz, so dass man nicht wirklich in der Zutatenliste sehen kann, ob nun 1, 10 oder 90 % Isolat enthalten sind.
Daher ist bei solchen Mischungen immer Skepsis angesagt, falls der Hersteller einer Mischung nicht offenlegt, wie groß die jeweiligen Anteile sind. Die Mengen an Kohlenhydraten und Fett geben aber immerhin einen Hinweis darauf, da sie bei reinem Whey Isolat üblicherweise recht gering sind. Hat ein Produkt auffallend hohe Werte und wird als Whey Isolat beworben, stimmt da in der Regel etwas nicht.
Whey-Hydrolysat
Hierbei handelt es sich um eine ganz spezielle Form von Molkenprotein, das durch bestimmte Verfahren bereits stark aufgespalten ist. Die Teile nennen sich dann Peptide und sind bereits kleinere Verbindungen aus einzelnen Aminosäuren. Whey-Hydrolysat könnte man sozusagen auch als „bereits vorverdaut“ bezeichnen. Es wird daher besonders schnell vom Körper resorbiert, ist sehr hochwertig und leicht verdaulich.
Als Eiweißpulver selbst hat es aber eher ein Nischendasein. Das könnte zum einen am nochmals höheren Preis liegen, zum anderen aber auch daran, dass es durch die Verarbeitung einen bitteren Geschmack erhält. Wer einmal einzelne Aminosäuren ohne Geschmackszusätze (z.B. BCAAs) probiert hat, wird wissen, was gemeint ist. Hydrolysat wird daher oftmals in Form von Aminosäurentabletten verkauft.
Und was soll ich nun kaufen?
Das muss letztlich jeder selbst wissen und kann dies nach diesem Artikel hoffentlich auch etwas besser einschätzen. Hier nur kurz meine eigenen Gedanken dazu:
- Am guten alten Whey-Konzentrat ist an sich nichts auszusetzen. Man kann es recht universell einsetzen.
- Besonders im Kraftsport nach dem Training ist ein Isolat toll. Dann aber am besten gleich 100 % Isolat kaufen!
- Tipp und guter Kompromiss: Morgens und sonst gerne ein günstiges Konzentrat, nach dem Training dann das teure Isolat.
Zum Schluss noch eine Randbemerkung zu der Sache mit der schnellen oder langsamen Resorbierbarkeit: Alle Whey Proteine werden insbesondere im Vergleich zu Casein schnell vom Körper aufgenommen. Casein dagegen ist ein Protein, das der Körper besonders langsam aufnimmt, und das deshalb sehr beliebt für eine längere Versorgung über den Tag geeignet ist. Zu dem Thema kommt dann vielleicht irgendwann demnächst noch ein eigener Beitrag.