MusclePharm Combat Powder

MusclePharm Combat* ist ein Eiweißpulver aus Amerika, welches mir einmal als Geheimtipp empfohlen wurde. In den USA scheint es extrem beliebt zu sein, also habe ich es auf einen Test ankommen lassen. Es ist ein Mehrkomponentenprotein bestehend aus verschiedenen Molkeproteinen (Whey-Isolat, Whey-Konzentrat und Whey-Hydrolysat), sowie micellarem Casein, Eiprotein und ein paar einzelnen zugesetzten Aminosäuren und Verdauungsenzymen. Zugegeben, auf den ersten Blick klingt dies ganz schön nach „Hightech“, aber wollen wir das Ganze doch einfach mal aufdröseln…

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Das Problem mit der Wertigkeit

Whey-Isolat und Whey-Konzentrat sind Molkenproteine, die schnell verdaut werden, Whey-Hydrolysat geht dabei sogar besonders schnell ins Blut, da es bereits sehr stark aufgespaltenes Molkenprotein ist. Micellares Casein ist dagegen ein sehr langsam verdauliches Eiweiß. Vom Eiprotein dürfte wie üblich nur sehr wenig enthalten sein. Nun fängt das erste Problem aber schon an: Rein auf dem Papier sieht die Zusammensetzung erst einmal super aus. Doch die Mengen der einzelnen Eiweißbestandteile werden wie so oft verschwiegen. Nun sind beispielsweise Whey-Isolat und -Hydrolysat besonders hochwertige Proteine, Whey-Konzentrat steht dagegen schon wieder etwas zurück. Jedenfalls im Vergleich. Das Verhältnis der ganzen Komponenten zueinander ist also viel ausschlaggebender, alles andere würde ich zunächst mal eher als Werbeversprechen ansehen. Und wie wir gleich sehen werden, geben die Nährwerte ein paar sehr interessante Aufschlüsse dazu.

Auf die Zusätze gehe ich weiter unten ein. Der Dose ist ein sehr großer Messlöffel beigefügt, der eine Portion von etwa 34 g entsprechen soll – auch wenn meine Waage da etwas anderes sagt 😉 Aber so in etwa passt es schon.

Nährwerte

Kalorientabelle

Typisch für ein US-Produkt stehen auf der Packung nur die Nährwerte für eine Portion. Ich habe diese daher auf 100 g hochgerechnet, um eine bessere Vergleichbarkeit zu gewährleisten.

Nährwerte pro 100 g (Geschmack: Vanille, hochgerechnet nach US Angaben)
Brennwert387 kcal
Protein74 g
Kohlenhydrate12 g
(davon Zucker)4 g
Fett4 g
Protein Guru Score62 von 100 Punkten

(Angaben ohne Gewähr)

Scores und biologische Wertigkeit

Leider sind die Nährwerte, besonders im Vergleich zu vielen deutschen oder europäischen Produkten, eher enttäuschend. Der Proteinanteil von nur rund 74% fällt eher mager, der Kohlenhydratanteil mit 12% (bzw. 4% Zucker) dagegen zu hoch aus. Es kann daher auch davon ausgegangen werden, dass der Laktosegehalt ziemlich hoch ist. Interessant finde ich, dass diese Nährwerte so gar nicht dazu passen, dass dieses Eiweißpulver als hochinnovatives Produkt vermarktet wird. Schließlich schaffen sogar die meisten wirklich günstigen Eiweißpulver locker über 80% Eiweiß und weit unter 10% Kohlenhydrate.

Die biologische Wertigkeit und den Chemical Score konnte ich zudem nicht ausrechnen, da kein Aminosäurenprofil vom Hersteller veröffentlicht wird. Das ist nicht nur sehr instransparent, sondern führt auch zwangsläufig zu einer Abwertung, da ich diese Werte dann eben schätzen musste. Aber selbst mit einer top biologischen Wertigkeit würde der Protein Guru Score aufgrund des eher geringen Proteingehalts kaum besser ausfallen.

Zusätze

Die Zutatenliste von Musclepharm Combat fällt nicht gerade kurz aus. Es sind zum einen die Aminosäuren Glutamin, Leucin, Valin und Isoleucin zugesetzt. Die letzten drei ergeben zusammen die sogenannten BCAAs, also verzweigtkettige Aminosäuren, denen besondere Eigenschaften zugesprochen werden in Hinsicht auf Muskelschutz, Muskelaufbau und auch Trainingsboost. Für Glutamin gilt ähnliches. Leider schweigt die Verpackung sich komplett darüber aus, wie hoch der Anteil der zugesetzten Aminosäuren ist. Normalerweise könnte man mit geschultem Auge anhand der Aminosäurenbilanz eine Schätzung abgeben. Doch Musclepharm gehört zu den Herstellern, die den Inhalt ihrer Eiweißpulver wie ein Staatsgeheimnis schützen. Schade.

Desweiteren findet sich eine Mischung aus den Verdauungsenzymen Laktase und Protease, die bei der Aufspaltung des Eiweißpulvers helfen sollen. Vorallem Laktase scheint mir hier wirklich Sinn zu machen, da der Laktoseanteil im Combat Powder recht hoch sein dürfte (das leite ich aus dem hohen Kohlenhydratanteil ab). Menschen mit einer Laktoseintoleranz hilft Laktase daher bei der Verdauung. Doch leider gilt auch hier wieder, dass die genauen Mengen verschwiegen werden.

An Süßstoffen kommen Sucralose und Acesulfam zum Einsatz. Dazu noch Kakaopulver, Inulin, natürliche und künstliche Farbstoffe, Kalium (engl. Potassium), Kochsalz (engl. Sodium Chloride) und auch Soja Lecithin. Letzteres kommt zwar als Emulgator in vielen Produkten vor, ist aber nicht so schlimm wie es sich anhört, ganz im Gegenteil liefert Soja Lecithin sehr gesunde Fettsäuren und wird daher sogar als eigenes Nahrungsergänzungsmittel verkauft. Das aber nur am Rande. Die Mengen hier dürften sehr gering sein. Vitamine sind diesem Eiweißpulver übrigens nicht zugesetzt.

Konsistenz und Löslichkeit

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Das Pulver ist recht feinkörnig und löst sich im Shaker problemlos auf. Es schäumt so gut wie nicht und der Shake bleibt praktisch genau so dünnflüssig wie normale Milch. Das war auch einer Gründe, warum ich es ausprobieren wollte. Wer also ebenfalls dünnflüssige Proteine bevorzugt, ist hier richtig.

Bei der Sorte Orange Creamsicles jedoch entsteht zumindest ein wenig mehr Schaum, der sich erst nach einer Weile setzt.

Geschmack

Ausprobiert habe ich sowohl Milk Chocolate als auch Orange. Eines fällt direkt auf: Beide sind unheimlich süß, was für amerikanische Eiweißpulver weiterhin typisch ist. Es ist zwar noch nicht ganz an meiner persönlichen Schmerzgrenze, ich bin mir aber sicher, dass es einigen Anwendern zu viel des Guten sein dürfte. Sehr schokoladig bzw. nach Kakao schmeckt Milk Chocolate nicht, die Schokonote ist eine ganz andere als man es in Europa gewohnt ist. Eben eher milchig, wie der Name schon andeutet.

Orange dagegen könnte ich nicht als solche identifizieren. Diese Sorte schmeckt einfach nur süß und undefinierbar.

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Einsatzmöglichkeiten

Als Mehrkomponentenprotein aus sowohl schnell, als auch sehr langsam verdaulichen Eiweißen bietet sich das Musclepharm Combat Powder* prinzipiell zwar vorallem als Eiweißpulver für eine Langzeitversorgung, Mahlzeitersatz oder Abends an. Am ehesten würde ich es vielleicht als Frühstücksshake bzw. Mahlzeitersatz nehmen. Für Low-Carb-Diäten ist es jedenfalls keine so gute Wahl. Das ist aber wie so oft auch Ansichtssache. Denn mischt man seinen Proteinshake mit Milch, hat man natürlich alleine dadurch schon weitere Kohlenhydrate dazu beigetragen.

Preis-Leistungs-Verhältnis

Mit aktuell etwa 3,99 Euro pro 100 g an reinem Proteinanteil  ist Musclepharm Combat zudem ein recht teures Eiweißpulver. Mir ist es einfach nicht stimmig genug, als dass es gute Gründe dafür gäbe, diesen hohen Preis zu rechtfertigen. Ich werde es mir daher nicht noch einmal kaufen.

Fazit

Ganz leicht fällt mir ein abschließendes Fazit nicht, auch wenn die Gesamtwertung in Zahlen eine klare Sprache spricht. Vom Hocker gehauen hat mich MusclePharm Combat* jedenfalls nicht. Die Nährwerte sind enttäuschend, wenngleich die Zusammensetzung eigentlich zunächst intelligent klingt. Für mich hat Combat aber zu viele Kohlenhydrate, was auch Rückschlüsse auf die Wertigkeit des verwendeten Proteins zulässt. Da hilft es auch wenig, solche Schmankerl wie Whey-Hydrolysat oder BCAAs zuzusetzen – in völlig unbekannter Höhe ist das in meinen Augen eher ein Marketing-Gag. Ich schätze, dass die Mengen sehr gering sind.

Dennoch wird auch dieses Protein seine Anhänger finden, die vielleicht gerade wegen des hohen Süßegrades ihren Spaß daran haben. Denn am ehesten kann ich mir noch vorstellen, dass es Fans für den Geschmack gibt, der aber – Achtung! – sicher nichts für jeden ist.